Der Tag, an dem der Regen kam – 27stündiger Einsatz der Feuerwehr Rulle

Donnerstag, der 26. / Freitag, der 27. August 2010 – Naturgemäß ist die Feuerwehr auf Wasser bei Ihrer Arbeit angewiesen. Wenn aber ein stundenlanger Dauerregen über dem Osnabrücker Land niedergeht, bedeutet dies viel Arbeit für die freiwilligen Helfer. Die Feuerwehr Rulle war 27 Stunden ohne Pause im gesamten Gemeindegebiet und in Belm im Einsatz.

Um 17:20 Uhr erfolgte die erste Alarmierung der Feuerwehr Rulle. In einem Haus am Haupthügel sprudeltet das Abwasser so herftig in den Keller, dass nur der Einsatz der Turbo-Tauchpumpe schnelle Abhilfe schaffen konnte. So gelang es, den Wasserstand schnell zu senken und unter Kontrolle zu halten. Da das Wasser auf Grund des anhaltenden Starkregens aber unaufhörlich nachströmte, wurde aus eilig herbeigeschafften Sandsäcken ein „Kanal“ gebaut, über den das Wasser kontrolliert in einen Schacht ablaufen konnte. Am Quellengrund in Lechtigen setzten die Wassermassen eine Souterrain-Terrasse unter Wasser. Auch hier musste die Feuerwehr Pumpen einsetzen, um ein Eindringen des Wassers in die Wohnräume zu verhindern. Am Stadtweg kontrollierten Feuerwehrleute die Kanaldeckel, die durch das Regenwasser hochgedrückt wurden. Weitere Einsatzstellen befanden sich im Ortsgebiet Rulle unter anderem in der Alexander-von-Humboldt-Straße, Am Eichengrund und am Stadtweg.

Nach dem Abarbeiten der ersten Einsatzwelle konnten sich die eingesetzten Feuerwehrkameraden eine kurze Verschnaufpause gönnen. Währenddessen spitzte sich die Lage an vielen Orten im südlichen Landkreis Osnabrück immer weiter zu. In der Gemeinde Belm drohte eine Überflutung der Kläranlage. Ein kleiner Bach, der quer über das Gelände verläuft, hatte sich infolge des Regens in einen reißenden Fluß verwandelt. Vor einer Brücke staute sich das abfliessende Wasser, so dass es sich auf dem Gelände der Kläranlage neue Wege suchte. Daher entschied die Einsatzleitung, zahlreiche freie Kräfte aus der Umgebung zusammenzuziehen. So kamen neben der Feuerwehr Belm die Wehren aus Schledehausen, Bissendorf, Rulle und das THW Bad Essen zum Einsatz. Die Feuerwehr Rulle war mit allen Fahrzeugen und verfügbaren Kräften vor Ort. Mit zahlreichen Pumpen wurde gemeinsam versucht, den Wasserstand zu halten. An ein vollständiges Lenzen war angesichts der Wassermassen nicht zu denken. Doch die Bemühungen scheiterten. Das Wasser stieg zu schnell, so dass die Helfer die Einsatzstelle aufgeben mussten.

Die Feuerwehr Rulle übernahm anschließend eine weitere Einsatzstelle in Belm: Im Rathaus standen der Fahrstuhlschacht und Teile des Kellers unter Wasser. Mit Tauchpumpen wurde zunächst der Bereich vor der Kellertür gelenzt. Denn setzten die Feuerwehrleute die Pumpe in den Fahrstuhlschacht um. In diesen lief dann auch das übrige Wasser ab. Mit Besen und einem Wassersauger arbeiteten Feuerwehrkameraden und der Bürgermeister der Gemeinde Belm sowie sein Stellvertreter Hand in Hand. Die größte Schwierigkeit bei diesem Einsatz:Die Kanalisation war randvoll.

 

Kaum dass die Pumpen Wasser abgaben, schoß eine Fontäne aus den Gullys. Daher wurden statt einem B-Schlauch drei kleinere C-Schläuche eingesetzt. Gegen fünf Uhr rückte die Feuerwehr Rulle aus Belm ab. Am Gerätehaus in Rulle wurde umgehend die Einsatzbereitschaft wieder hergestellt und weitere Einsätze gefahren. Zwischenzeitlich war die Nette erheblich über die Ufer getreten und floß über Straßen. Der Bauhof der Gemeinde Wallenhorst sperrte daher Bereich im Ruller Bruch, die Straßenmeisterei übernahm dies am Ortsausgang Richtung Gruthügel und an der Ruller Straße (L 109). Der Verkehr wurde durch Rulle umgeleitet. Am Freitagabend wurden die Sperrungen aufgehoben. Die Feuerwehr lenzte am Vormittag in der Straße Auf der Heide zwei Keller, die hüfthoch unter Wasser standen.

Am Nachmittag trat die Hase in Wallenhorst-Hollage über die Ufer. Feuerwehrleute aus Rulle unterstützten die Feuerwehr Wallenhorst beim Befüllen von Sandsäcken. Ein landwirtschaftliches Anwesen blieb dadurch von den Wassermassen weitestgehend verschont. Ein Damm zwischen der Hase und dem Mittellandkanal, die an dieser Stelle parallel verlaufen, wurde überspült und stark beschädigt. Eine akute Gefahr bestand jedoch nicht.

Um 20 Uhr endete schließlich der Einsatz der Feuerwehr Rulle. Alle Fahrzeuge und Geräte wurden gereinigt und überprüft. Alle drei Fahrzeuge und nahezu alle Kameraden waren in 27 Stunden an den verschiedenen Einsatzstellen aktiv geworden. Insgesamt rund 600 Arbeitsstunden haben die Ruller Feuerwehrleute somit ehrenamtlich erbracht. Nach Rücksprache mit der Rettungsleitstelle wurde die Einsatzbereitschaft nach rund 27 Stunden aufgelöst. Die Feuerwehrkameraden konnten dann ein mehr als wohlverdientes Wochenende beginnen. 

In diesem Bericht konnten nur einige Einsatzschwerpunkte und bildliche Eindrücke berücksichtigt werden.

Wir möchten die Gelegenheit nutzen, Sie erneut auf unsere Sicherheitshinweise zu Unwetterlagen hinzuweisen.

 

Hier haben wir für Sie eine kleine Galerie zusammengestellt:

 

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