Dienstag, der 31. März 2015 – Seit „Kyrill“ im Jahr 2007 wütete, gab es keinen schwereren Sturm in der Gemeinde Wallenhorst. In ganz Deutschland wurden Unwetterwarnungen vor dem Sturmtief ausgegeben. Jede Gemeinde im Landkreis Osnabrück hatte ihre Feuerwehr im Einsatz.
Bilanz des Sturmtiefs „Niklas“
„Niklas“ zeigte sich besonders im Nord-Westen von einer eher unsympathischen Seite. Der Bahnverkehr kam u.a. in Niedersachsen und Nordrhein-Westfahlen vollständig zum erliegen. Tausende Bäume konnten dem rauen Wind nicht standhalten. Straßen wurden versperrt und Flüsse schwellten rasch an. Auch Wohnhäuser blieben nicht verschont: Viele Dächer wurden durch Bäume getroffen, vom starken Wind teilweise abgedeckt oder gar vom Blitz getroffen.
Eine exakte Bilanz können wir an dieser Stelle nicht geben. Laut Angaben der Kreisfeuerwehr Osnabrück wurden allein im hiesigen Landkreis ca. 400 Feuerwehreinsätze abgearbeitet. Diese Zahl wird allerdings nach aller Wahrscheinlichkeit noch nach oben korrigiert. Vielerorts werden Folgeeinsätze in den nächsten Tagen dazukommen.
Situation in Rulle
Die Feuerwehr Rulle wurde insgesamt zu sieben Einsätzen gerufen:
1. 07:25 Uhr, Haster Berg
Das Tanklöschfahrzeug (TLF 16/25) rückte zum Haster Berg aus. Dort hatten mehrere Verkehrsteilnehmer eine versperrte Fahrbahn gemeldet. Auf der Anfahrt wurde ein weiterer, umgestürzter Baum am Wittekindplatz gesichtet und dem Löschgruppenfahrzeug (LF 8/6) gemeldet. Am Haster Berg angekommen, lagen zwei Bäume (25 cm und 40 cm) quer über der Fahrbahn. Die Bäume wurden nacheinander zerkleinert und an die Seite geräumt. Kurz vor acht konnte die Straße wieder freigegeben werden.
2. 07:37 Uhr, Wittekindplatz
Das Löschgruppenfahrzeug (LF 8/6) und das mannschaftstransportfahrzeug (MTF) sicherten die Einsatzstelle zunächst gegen den Verkehr ab. Mit der Motorsäge wurde die etwa 50 cm dicke Eiche zersägt und an den Fahrbahnrand verbracht. Das TLF 16/25 unterstützte die Mannschaft auf dem Rückweg vom Haster Berg dabei. Die Fahrzeuge rückten gegen 8:30 Uhr zunächst wieder ein.
3. 14:25 Uhr, Haster Berg
Am frühen Nachmittag wurden die Kameraden wieder zum Haster Berg gerufen. Ein Baum drohe auf die Fahrbahn zu stürzen. Am Einsatzort angekommen lag ein Baum bereits kurz hinter einer Bushaltestelle über der Straße und bremste einen Bus aus. Diese ca 30 cm dicke Fichte konnte schnell aus dem Weg geschafft werden. Da nicht auszuschließen war, dass es sich nicht um den Baum aus der Alarmdepesche handelte, fuhr man den Haster Berg ab und entdeckte tatsächlich eine weitere Fichte, die schräg über der Fahrbahn ragte. Sie war komplett entwurzelt und wurde nur noch durch den Ast eines nebenstehenden Baumes gehalten. Der Haster Berg wurde daraufhin für die anstehenden Arbeiten in beide Richtungen gesperrt.
Man befestigte ein Drahtseil um die etwa 35 cm dicke Fichte und zog sie kontrolliert mit dem TLF 16/25 vom haltenden Ast herunter. Den liegenden Baum konnte man gefahrlos in kleinere Stücker sägen und von der Fahrbahn räumen. Um 15:07 Uhr waren die letzten Einsatzkräfte nach der obligatorischen Fahrbahnreinigung und -freigabe auf dem Rückweg.
4. 15:40 Uhr, Haster Berg
Die Meldung auf der Alarmdepesche kam bekannt vor: „Baum droht auf Fahrbahn zu stürzen!“ Die Einsatzkräfte rückten wieder zum Haster Berg an und entdecken kurz vor Haste einen weiteren Baum. Dieser hatte sich allerdings zwischen zwei anderen Bäumen festgesetzt. Um auch hier ein unkontrollierten Fall zu vermeiden, wurde er ebenfalls über ein Drahtseil zu Boden gezogen. Der Haster Berg war auf Grund der Arbeiten für 50 Minuten gesperrt.
5. 18:54 Uhr, Hohnweg
Ein Anwohner rief die Feuerwehr zu Hilfe. Ein 20 cm dicker Baum legte sich auf eine nebenstehende Telefonleitung. Das TLF 16/25 und das LF 8/6 rückten daraufhin aus. Auf der Anfahrt bekamen die Kameraden einen weiteren Einsatz, so dass das LF 8/6 zur Jakob-Kaiser-Straße fuhr. Da der Baum am Hohnweg schlecht zugänglich war und nur von zwei dünnen Leitungen gehalten wurde, forderte man die Drehleiter der Feuerwehr Wallenhorst an. Da diese noch andere Einsätze im Gemeindegebiet abzuarbeiten hatte, sicherte man die Einsatzstelle und unterstützte in der Zwischenzeit die Kameraden in der Jakob-Kaiser-Straße.
Nachdem die Drehleiter in Stellung gebracht wurde, wurden die Arbeiten fortgesetzt. Ein Anwohner hatte bereits eine Winde zur Verfügung gestellt, mit welcher der Baum auf einen angrenzenden Acker gezogen werden konnte. Die Drehleiter befestigte das Seil in der Krone des Baumes. Der Baum wurde in die Gegenrichtung eingeschnitten und anschließend mit der Winde von der Telefonleitung gezogen. Bevor die Einsatzkräfte abrückten, konnten sie eine noch heile Leitung an die Leitstelle melden.
6. 19:03 Uhr, Jakob-Kaiser-Straße
Es wurde ein kalter Schlag in ein Wohnhaus gemeldet. Durch den Blitzeinschlag hatten sich in etwa zwei Quadratmeter des Daches abgedeckt. Die Feuerwehr wurde zum abdecken des Daches gerufen. Zunächst sicherte das LF 8/6 die Einsatzstelle und klärte das weitere Vorgehen mit den Anwohner ab. Zusammen mit dem später eingetroffenen TLF 16/25 wurde an das Dach angeleitert und das Dach zunächst mit den vor Ort vorhandenem Material abgedichtet. Gegen 21:00 Uhr konnten alle Einsatzfahrzeuge „Einfahrt“ ins Feuerwehrhaus melden.
7. 23:11 Uhr, Hanfelder Hügel
Zum Abschluss des Tages wurde die Feuerwehr Rulle noch ein Mal ins Nettetal gerufen. Laut Anrufer drohe ein Baum auf die Fahrbahn zu fallen. Am Einsatzort angekommen hatte sich der ca. 20cm dicke Baum bereits quergelegt. Er lag durch die höhen Böschungen waagerecht auf Brusthöhe über der Fahrbahn. Mit der Motorsäge rückte die Besatzung des TLF 16/25 den Baum zu Leibe und räumte in aus dem Weg. Gegen 23:45 Uhr konnte die Straße wieder freigegeben werden und zum Feuerwehrhaus zurückgekehrt werden.
Mitteilung des Deutschen Feuerwehrverbandes
Berlin – Auch nach dem Abflauen des Orkantiefs „Niklas“ rät der Deutsche Feuerwehrverband (DFV) heute noch zur Vorsicht. Viele Gefahrenstellen werden erst jetzt entdeckt. Deshalb gefährden noch immer Bäume, abgeknickte Äste und lose Trümmerteile Fußgänger und Autofahrer. Bäume, die in ihrer Standfestigkeit beeinträchtigt sind, können immer noch umstürzen, gelockerte Dachteile herabfallen. Die Feuerwehren appellieren an Hausbesitzer und Unternehmen, Liegenschaften bei Tageslicht in Augenschein zu nehmen und zu sichern. Nach den Erfahrungen vergleichbarer bundesweiter Sturmtiefs wie „Kyrill“ im Januar 2007 wird sich die Zahl der Feuerwehreinsätze in ganz Deutschland auf mehrere zehntausend belaufen. Schätzungsweise bis zu 100.000 Feuerwehrleute waren gestern und in der Nacht bundesweit im Einsatz und stehen auch für den heutigen Tag bereit. „Ich bedanke mich sehr herzlich bei allen Feuerwehrangehörigen, die ihre Freizeit oder Arbeitszeit im Einsatz für die Bevölkerung verbringen!“, zollt DFV-Präsident Hans-Peter Kröger der gezeigten Leistung Respekt. „Die Feuerwehren in Deutschland haben bei ,Niklas‘ ihren schlagkräftigen Einsatz bei Unwetterlagen unter Beweis gestellt“, erklärt Kröger. Unterstützt vom Technischen Hilfswerk, den Rettungsdiensten und der Polizei, aber auch in enger Zusammenarbeit mit den Verkehrsunternehmen, Straßenmeistereien und kommunalen Bauhöfen haben die Feuerwehren vor allem akute Gefahrenstellen beseitigt und bis in die frühen Morgenstunden hinein die wichtigsten Straßen und Bahnstrecken von umgestürzten Bäumen, Dach- und anderen Trümmerteilen geräumt. Leider wurde dabei in Nordrhein-Westfalen ein 23- jähriger Feuerwehrmann durch einen umstürzenden Baum lebensgefährlich verletzt. In Niedersachsen verunglückte ein Feuerwehrfahrzeug durch eine plötzliche Sturmböe. Die Freiwilligen Feuerwehren bildeten nicht nur in der Fläche das Rückgrat des Katastrophenschutzes, sondern wurden auch in vielen Städten, in denen die Berufsfeuerwehr das Tagesgeschäft abwickelt, zur Abarbeitung der Einsatzspitzen in Anspruch genommen. So wurden etwa aus München und Berlin jeweils weit mehr als 1.000 unwetterbedingte Einsätze gemeldet. Kröger: „Dies zeigt einmal mehr die Wichtigkeit von Personalreserven für das flächendeckende Feuerwehrsystem in Deutschland.“
Quelle: Deutscher Feuerwehrverband (DFV), www.feuerwehrverband.de